Trendwende bei Existenzgründungen?
Eine DIHK-Umfrage unter IHKs und Jungunternehmen lässt auf eine Trendwende hoffen. Nach dem Rückgang Gründungszahlen unter dem Einfluss der Corona-Pandemie im letzten Jahr registrieren die IHKs auch hierzulande ein leichtes Wachstum im Gründergeschehen.
Für Unternehmensgründungen in Deutschland sehe es inzwischen wieder besser aus, vermeldet der DIHK in einer aktuellen Pressemeldung. Das zeige eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter den Industrie- und Handelskammern (IHKs) und zahlreichen Start-ups.
Der DIHK-Report Unternehmensgründung 2021 beruht auf mehr als 200.000 IHK-Gesprächen mit angehenden Gründerinnen und Gründern – ergänzt um eine Befragung von knapp 350 jungen Unternehmen.
Der Erhebung zufolge gehen 43 Prozent der IHK-Gründungsexpertinnen und -experten davon aus, dass es 2021 mehr Unternehmensgründungen geben wird als im Vorjahr.
"Viele stehen jetzt in den Startlöchern, die im Vorjahr ihre Vorhaben zurückstellen mussten. Damit besteht die Chance, zumindest einen Teil des herben pandemiebedingten Einbruchs wieder aufzuholen", wird hierzu DIHK-Präsident Peter Adrian zitiert.
Bei den Standortbedingungen noch viel Luft nach oben
Die wirtschaftlichen Aussichten in Bezug auf die Auswirkungen von Corona werden demnach von den Befragten positiver bewertet.Weniger gut kommen die allgemeinen Standortbedingungen für das Gründen und Führen von Unternehmen in Deutschland weg.
"Junge Unternehmen schätzen den Gründungsstandort Deutschland gerade mit einem schwachen 'Befriedigend' ein", berichtet hierzu Peter Adrian. "Da ist bei den Rahmenbedingungen für Unternehmen noch viel Luft nach oben".
Knapp 80 Prozent der Gründerinnen und Gründer wünschen sich von der Politik, die Errichtung eines Unternehmens schneller und einfacher zu machen.
"Ziel sollte sein, dass eine digitale Gründung binnen 24 Stunden möglich ist", so das Plädoyer des DIHK-Präsidenten. "Wichtig ist aber auch, die Prozesse zwischen Unternehmen und Verwaltungen sowie innerhalb der Verwaltung durchgängig digital zu gestalten."
Mehrheitlich erhoffen sich die jungen Unternehmen zudem ein einfacheres Steuerrecht mit weniger Aufzeichnungs- und Nachweispflichten.
38 Prozent finden einen einfacheren Zugang zu öffentlichen Fördermitteln wichtig. Für 30 Prozent hat eine bessere IT-Infrastruktur eine große Bedeutung, um ihnen im Betrieb die Digitalisierungsprozesse zu ermöglichen und den Zugang zu überregionalen Märkten zu erleichtern.
Corona-Jahr 2020 mit stärkstem Rückgang seit Beginn der IHK-Statistik
Was das konkrete Interesse an Unternehmensgründungen anbetrifft, vermelden die IHKs für das Corona-Jahr 2020 den stärksten Rückgang seit Beginn der IHK-Statistik im Jahr 2003 – es gab deutliche 34 Prozent weniger Gespräche und Beratungen zur Unternehmensgründung als noch 2019.
Besonders Handel, Gastronomie und etliche Dienstleistungssparten waren betroffen. In manchen Teilbereichen wie in der Veranstaltungsbranche, bei den Schaustellern, im Messebau, bei den Reisebüros und Reiseveranstaltern sei das Gründungsgeschehen nahezu vollständig zum Erliegen gekommen.
Insgesamt überwiegen bei Start-Ups und Jungunternehmen die negativen Effekte der Pandemie
Von den Jungunternehmen, die durch die Krise hindurchgegangen sind, haben 71 Prozent ihr Geschäftsmodell infolge der Pandemie angepasst. Gut ein Drittel hat staatliche Corona-Hilfen in Anspruch genommen, 20 Prozent haben Kredite aufgenommen oder Beteiligungskapital akquiriert.
Insgesamt überwiegen bei den Jungunternehmen die negativen Effekte der Pandemie: Zwei Drittel der Gründerinnen und Gründer berichten von weniger Nachfrage, geringerer Liquidität und reduziertem Eigenkapital.
Ein Drittel sieht jedoch auch positive Trends – etwa dank neuer Geschäftsmodelle bei der Steuerung von Kundenströmen, Online-Shops oder digital gesteuerten Liefer- und Bringdiensten.
Auf der Internetseite des DIHK finden Sie die kompletten Umfrageergebnisse zum Download: DIHK-Report Unternehmensgründung 2021 (PDF, 796 KB)
Ein Beitrag von Martin Schmidt
Bild: StartupStockPhotos auf Pixabay