Gründe für einen Kredit als Gründer
Existenzgründer sind bei der Gründung eines Unternehmens in der Regel auf Fremdkapital angewiesen. Das ist ein alter Erfahrungssatz, der früher galt und auch noch heute gilt. Jedoch lohnt es sich diesen alten Erfahrungssatz bei den Möglichkeiten, die das E-Business und das E-Commerce bieten einmal zu hinterfragen.
Unternehmen sind nicht gleich und so verhält es sich auch mit dem Kapital- und Investitionsbedarf. Dabei kann man einmal einen einfachen Vergleich anstellen. Wenn jemand ein Bauunternehmen gründen will, wird er Baumaschinen, Material, Personal, Lager- und Büroräume und vieles andere mehr finanzieren müssen. Da landet man schnell in den Millionen, was den Finanzierungsbedarf anbetrifft. Auf der anderen Seite steht ein Gründer, zum Beispiel ein Werbetexter, der für die Umsetzung seiner Geschäftsidee nicht viel mehr braucht als ein Telefon, einen Laptop und einen Internetanschluss. Also im Prinzip das, was sowieso schon in den meisten Haushalten existiert. Der Investitionsbedarf liegt hier zunächst einmal bei gleich Null. Auch das geänderte Unternehmensrecht bietet die Möglichkeit ohne viel Stammkapital eine haftungsbeschränkte Gesellschaft, die UG, zu gründen.
Das ist zunächst einmal eine gute Nachricht und auch eine gute Strategie, mit einer flachen Kostenstruktur nach dem Motto "Think big, start small" in sein Business einzusteigen. Die passende Geschäftsidee und die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation ermöglichen es im Grundsatz jedem, im Dienstleistungsbereich zu gründen. Das ist eine angenehme und vielversprechende Weiterentwicklung zu früheren Zeiten.
In der Vergangenheit, vor dem Internet und der digitalen Revolution, waren die Möglichkeiten deutlich eingeschränkter und der Finanzierungsbedarf deutlich größer. Unternehmensgründungen im Handwerk, stationären Handel, Produktion und Gewerbe waren durch Maschinen, Werkzeuge, Produktionshallen, Personalkosten und dergleichen mehr äußerst kapitalintensiv. Selbst als freiberuflicher Dienstleister wurde zumindest ein Büro samt Schreibkraft gebraucht. Das ist zwar je nach Branche und Unternehmen immer noch so. Aber das Spektrum der Möglichkeiten ist durchaus breiter geworden und Gründungen ohne viel Kapital sind heute durchaus möglich und werden zum Teil auch mit Fördermitteln erleichtert.
Wozu also eigentlich noch ein Kredit?
Wer im Internet Geschäfte machen will, muss auch die Regeln des Internets und des Internetmarketings beachten. Dazu gehört eine ansprechende, professionelle und in vielen Belangen optimierte Internetpräsenz. Bereits das kann bereits im höheren vier- oder fünfstelligen Bereich kosten. Auch ein professionelles Onlinemarketing schlägt als nicht zu unterschätzender Kostenfaktor zu Buche.
Viele Gründer unterschätzen leider auch regelmäßig den Bedarf an Liquidität. In den wenigsten Fällen schießt der Umsatz sofort nach der Gründung durch die Decke. Ebenso muss viel Zeit in grundsätzliche Arbeiten, Akquise oder andere Dinge investiert werden. In anderen Worten: Zeit, in der man kein Geld verdient. Dies muss durch eine ausreichende Liquiditätsbasis abgedeckt sein. Zum Beispiel mit einem Kredit.
Hinzu kommt, dass viele Kunden, vor allem Geschäftskunden, konservativ sind. Es wird durchaus erwartet, dass man eine hochwertige Visitenkarte oder Broschüren aushändigen kann. Der Druck solcher Werbemittel ist zwar vergleichsweise preiswert, aber ein professionelles Design kann durchaus kostenintensiv sein.
Ein weiterer Faktor ist, dass man seine Arbeit sehr schnell nicht mehr allein bewältigen kann, wenn sich der Erfolg einstellt. Auch hier kann sich ein plötzlicher Finanzierungsbedarf für Personal oder Fremddienstleistungen ergeben, auf den man vorbereitet sein sollte, will man seine Auftraggeber und Kunden nicht verprellen.
Es ergeben sich also viele Kosten, die sich vielleicht erst auf den zweiten Blick erschließen, die aber trotzdem finanziert werden müssen. Die klassische Möglichkeit der Fremdfinanzierung ist die eines Kredits, sofern die entsprechenden Rahmenbedingungen erfüllt werden.
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Ein Beitrag von Michel Neubauer